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Idee und Entstehung der Gedenkstätte

Die Gedenkstätte wurde 1972 unter dem Pfarrer Pater Albert Herzog eingeweiht.

1984 hatten wir die Gelegenheit mit Pater Hilarius Breitinger, dem ehemaligen Pfarrer der Alservorstadt und dem Schöpfer der Kolbe-Gedächnisstätte, Professor Ernst Degasperi, über die Idee und die Hintergründe dieser kleinen Kapelle zu sprechen. Die Zusammenfassung der authentischen Worte wurde zum Gedenk-und Todestag des Minoritenpaters veröffentlicht.

 

 

Auf seinen Reisen nach Rom hat Pater Maximilian auch mehrmals die Alservorstadt besucht und dabei auch die Heilige Messe in der Alservorstadt zelebriert.

P. Hilarius erzählt im Wortlaut: „Ich habe ja Pater Maximilian Kolbe vor dem Krieg schon kennen gelernt. Ich war öfter bei ihm in Niepokalanow, habe viel mit ihm geredet, hab ihn schon damals als einen heiligmäßigen Mann schätzen und verehren gelernt.

 

Als ich von seinem Opfertod hörte, habe ich mich nicht gewundert. Für mich war seine Opferhingabe für den Familienvater im Hungerbunker einfach die Krönung seines großartigen Lebens. Ich habe dann hier in Wien öfter von ihm erzählt, ich habe im Rundfunk mehrmals berichtet über sein Leben, im Fernsehen habe ich mal einen Bericht gegeben über sein Leben. Ich war so immer bereit, für ihn auszusagen.

Nach der Seligsprechung, war es mir klar, es muss auch hier etwas geschehen. Wir haben damals auch eine, mehrere Abendpredigten gehalten über P. Maximilian Kolbe, eine religiöse Woche, als Thema hatte ich damals angegeben: „Pater Maximilian Kolbe, eine Herausforderung an unsere Zeit“. Wir haben auch daran gedacht, hier ein Denkmal zum Gedächtnis an ihn zu errichten und da hab ich mir wiederum gedacht, es muss eine Herausforderung sein an unsere Zeit.

 

Da habe ich Prof. Degasperi kennen gelernt. Ich habe gewusst, er ist ein Mann, der g’rad’ herausfordert; eine Herausforderung stellt an die Zeit; mit seinen Einsätzen für die Juden, das Judentum, hat er mir imponiert und ich hab’ ihn gefragt, ob er bereit ist, auch eine Kolbe-Gedächtnis-Stätte zu machen. Er hat erst gezögert. Wir haben gesagt, er soll mir heut nicht eine Antwort gleich geben. Er soll überlegen und soll mir dann seine Gedanken irgendwie sagen. Wir haben auch gleich gesagt, ich kann es ja nicht allein bestimmen. Ich hab’ es dann auch nicht bestimmt. Inzwischen war Kapitel, ich bin von Wien versetzt worden nach Graz, aber ich habe meinen Mitbrüdern meine Gedanken noch gesagt. Mein Nachfolger P. Clemens hat dann in Verbindung mit P. Bernhard die Sache weiter verfolgt; und Herr Prof. Degasperi hat den beiden seine Gedanken vorgelegt, wie er es, wie er sich das Kolbe-Gedächtnis-Mal vorstellt. Und von P. Clemens hat er dann den Auftrag zur Ausführung erhalten.

Ich bin froh, dass es so geworden ist: modern. Eben eine Herausforderung, nicht ein bequemes Bild, sondern ein Bild, das wirklich herausfordert.“

 

Prof. Degasperi: schildert, dass sein erster Gedanken war: „Wenn das so ist, dann muss ich ja seinen Spuren folgen.“

So fiel auch das Stichwort Niepokalanow. Das ist diese Klosterstadt, die Kolbe gegründet hat. Professor Degasperi hatte zu Beginn nur Augen für das KZ gehabt. Doch ein Besuch in Niepokalanow hat ihm anderes gezeigt: „Nein! Nein, sie müssen jetzt da bleiben, das KZ ist das Uninteressanteste, sie müssen die Situation hier, einmal ganze Leben und unser Kloster usw. weiterstudieren.“ Wurde ihm geraten, er tat es „Und bin dort geblieben, fast eine Woche. Und hab das ganze Mönchsleben mitgelebt. Und da hab ich begonnen, also, zu staunen.“

 

Überhaupt hat Niepokalanow eine enorme Ausstrahlung. Nicht nur Professor Degasperi hat dort seine Eindrücke gesammelt. Auch ich habe dort Dinge erlebt, wie ich sie als gelernter Techniker nicht mehr erklären kann. Ich bin, zu einer Zeit, die man nicht unbedingt als die politisch und wirtschaftlich besten Zeiten des sogenannten Ostblocks bezeichnen kann, nämlich 1988, von Berlin nach Warschau gefahren. Ich war mit dem Auto schon 7 bis 8 Stunden unterwegs. Ich wußte eigentlich nicht, wo die Wirkungsstätte von Maximilian Kolbe war. Nur, irgendwo bei Warschau ist Niepokalanow. Wie gesagt nach mehren Stunden Autofahrt war ich schon ziemlich müde. Auf einmal, wie ein Blitz, am Fahrbahnrand ein Wegweiser zum Kloster. Also sofort abbiegen und zum Kirchenplatz. Die Kirche selbst, ein Bau aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, nicht das, was man sich in unserer Gegend als Sakralbau vorstellt. Ich öffne die Kirchentüre und höre die Worte „Im Namen des Vaters und des Sohnes ...“ in deutscher Sprache. Nach 8 Stunden Fahrt bin ich im Grunde orientierungslos zum Beginn einer deutschsprachigen Messe gekommen. Es hatte dort eine ganz eigene Stimmung gehabt.

 

Professor Degasperi hat diese Stimmung bei seinen Besuchen in Polen genauso gespürt. Da hat man ihn zum Beispiel gefragt: „Wann, in welche Messe wollen morgen gehen, Herr? Heilige Messe, um 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 3, 4, 5, 6, 7, 8 am Abend?“ „Na in eine halt. So viele haben sie? In eine halt“ „Naja, aber müssen sie uns sagen, damit wir ihnen eine Platz reservieren.“ „Entschuldigen sie, ich werde doch einen Platz kriegen, net wahr, da mitten am Land.“

Tatsächlich, er hätte auch keinen Platz bekommen; weil wenn man nicht reserviert hätte, dann gibt es oft keinen Platz.

 

Mittlerweile hatte Degasperi aber schon von P. Hilarius, eine Reihe Literatur gleich mitbekommen. Und dabei hat er schon gesehen, die Geschichte braucht auch Tiefe. Mit der Fläche alleine, komm man nicht durch, nicht. Das ist ein Hungerbunker ein Bunker, ist immer Raum.

 

Die Reise durch Polen hat Degasperi auch nach Auschwitz geführt. An jenen Ort, an dem Maximilian Kolbe durch die Giftspritze eines SS-Soldaten ermordet wurde. Doch der später heilig gesprochene verzeihte doch seinem Mörden!

 

Professor Degasperi im Wortlaut: „Da ist ja dann entstanden, dass er, die erste Kapelle, der erste Mann mit einer effektiven SS-Uniform und mit einem Revolver, das gibt es ja sonst nirgends. Das ist eine Sensation, des wird einem ja hier gar nicht bewusst, dass dies eine Sensation für die ganze Welt ist. Das gibt es sonst ja nirgends! Nur habe ich hier ein S gemacht, eine Rune, von der zweiten Rune nur ein Eckerl, damit sich die anderen Leut’ auch betroffen fühlen sollen. Und der weiß ja nicht, wie ihm geschieht. Der wird ja raufgerissen, der ist ja noch der Mörder, noch hat er ja die Injektionspritze, und schon wird er gerettet, net wahr. Das muss ich sagen, also die Minoriten, P. Hilarius und Nachfolger, die haben den Mut das machen zu lassen. Das ist eine ganz entscheidende große Sache gewesen.“

 Dazu auch P. Hilarius: „Was sie sagen, „Verzeihung“, hab ich im Fernsehen hier, als ich über P. Maximilian Kolbe gesprochen habe, gepredigt. Am nächsten Abend bekam ich mehrere Anrufe. Ein Herr ruft an, er muss mich unbedingt sprechen. Ich hab mich gefreut, dass meine Ansprache so eine Reaktion gefunden hat, dass er, dass mich da einer unbedingt sprechen will, Mords wichtiges zu sagen. Da kam er: Was gedenken sie nun zu tun? Werden sie Mitglied der kommunistischen Organisation gegen, gegen alle Deutschen? Sag ich: Sind sie verrückt?

Was ich daraus lerne, P. Maximilian Kolbe hat die Liebe gepredigt, hat er Versöhnung gelebt, ja er ist für die Versöhnung gestorben. Das hab ich in meinem Vortrag so deutlich gesagt. Versöhnung! Und sie kommen jetzt mit Hass?

Ja wir brauchen den Hass.

Hat der mich völlig falsch verstanden, eine völlig falsche Auslegung.

Ja, sie haben das anders gesagt.

Aber was sie sagen, da muss ich ihnen widersprechen. Wir brauchen den Hass, - den Durchbruch zum Verzeihen, zur Feindesliebe. Das ist das, was ich von ihnen erwartet habe, eine Herausforderung an unsere Zeit, die braucht den Mut zur Liebe.

 

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