Die Geschichte des Kreuzes

zurück

 

Das Kreuz selbst und seine Auffindung fanden wiederholt Niederschlag in bereits zeitgenössischen Schriften. So berichtete im „Jubiliertes Creutz” von Fr. Rudolphus a S. Joanne Nepomuceno 1759 Während der Reformationswirren wurde das bereits verehrte Kreuz durch den damaligen Pfarrer von Hermannstadt in Siebenbürgen in Sicherheit gebracht. 

So heißt es: „..liesse es bey Zeiten herab nemmen, brache eilsfertig beyde Arm herab, legte selbe samt dem leih in eine Toden-Truhen, und begrube es in dem Freyt-Hof gleich einem anderen Toden."

An die 160 Jahre lag es unter der Erde und war vergessen, bis auf seinem Versteck eine Ähre von ungemeiner Größe zu wachsen begann. Als nach dem Ursprung des rätselhaften Wachstums gesucht und die Gräber geöffnet wurden, fand man einen „scheinbar urverwesten menschlichen Körper", das Kreuz. 

Das Wunderkreuz aus Siebenbürgen.

Da zu der Zeit der Auffindung ein protestantischer Stadtmagistrat tätig war, ge­riet das Kreuz in die reformierte Hauptkirche von Hermannstadt „in einem Winkel der Sacristev". Damals muss ein abgebrochener Arm noch in der Erde gelegen sein, doch da kein großes Interesse von der Verwaltung aus herrschte, wurde nicht mehr nachgeforscht und das Kreuz mit nur einem Arm belassen. Wieder aufgefunden wurde es 1699 durch Leute des kaiserlichen Feldmarschalls und Generals Graf Johann Ludwig von Bussy-Rabutin aus Burgund, der seit 1696 Befehlshaber und Landeskommandant in Siebenbürgen war. 
Er übergab das Kreuz dem Magistrat der Stadt, der es wieder der Generalsgattin Elisabeth Dorothea, geborene Herzogin von Schleswig-Holstein, als Geschenk zum Na­menstag machte. Bis zur Übersiedlung nach Wien 1708 verblieb es in der Haus­kapelle der Rabutins. In Wien vermachte am 6. August 1708 die Gräfin den Trinitariem das Kreuz nebst einem Palmzweig. Dieser Zweig war ursprünglich in einer Kiste gewesen, die ebenfalls aus der evangelischen Kirche in Hermannn­stadt stammte und der Gräfin Rabutin mit dem Kruzifix überreicht worden war.  Seine volkstümliche Bezeichnung Ährenkreuz erhielt es durch diesen Palmzweig, der wie eine Kornähre rund geflochten war und sich zu Füßen des Kruzifixes befand.
Am 30. November 1708 wurde es zur dreitägigen Andacht auf dem Hoch­altar ausgestellt. Am ersten Tag der Anbetung erschien die Kaiserswitwe Eleono­re Magdalena Theresia mit ihren Kindern. Das musikalische Hochamt hielt der Abt Antonius von Montserrat. Die Spenderin, Gräfin Bussy-Rabutin, zeigte sich am zweiten Tag mit zahlreicher Begleitung. Die tägliche Predigt hielt P. Lucas a Regibus von den Trinitariern. Am ersten Adventsonntag, dem 2. Dezember, wurde das Kreuz auf den danach benannten Kreuzaltar übersetzt. An diesem dritten Tag kamen Kaiser Joseph I. und seine Gattin Amalie Wilhelmine zur nachmittäglichen Vesper und „zogen alle Bothschafter sammt dem ganzen Adel nach sich, und verursachten eine der größten Feierlichkeiten so Wien jemals gesehen. Von dieser Zeit an ist der Eifer in Verehrung unseres heil. Kreuzes niemals erkaltet, sondern hat vielmehr jährlich zugenommen." Das Ährenkreuz bei den Trinitariern.

Durch Kreuzeserhörungen wurde die Wallfahrt noch mehr gefördert; auch viele Kopien des Werkes wurden angefertigt. Zahlreiche Gebetserhörungen und Wunder sind schriftlich niedergelegt worden. Eine Auswahl bietet sich z.B. in den „Himmlische Denck- und Gnaden-Zeichen”, die der Wiener Fr. Lucas in seinem Werk „Turris Libani" gesammelt hat, und den Zeitraum von 1709 bis 1723 umfassen. Es werden allein 133 Gebetserhörungen mitgeteilt. Jedoch dürf­te sich die Wallfahrt nur auf Wien und Umgebung konzentriert haben, da 56 der Mirakel auf Wien entfallen und der Rest auf Niederösterreich (so werden u. a. Genesene aus Eggenburg, Göllersdorf und Grinzing erwähnt). Vier weitere Bitt­steller stammen aus anderen Ländern (einer aus Ungarn, zwei aus Böhmen, einer aus Bayern).

Neben diesen plastischen Abbildungen wurden bis Joseph II. „kleine Schleier; die mit dem heil. Kreuze berührt worden waren, unter die Gläubigen ausgetheilt, und in vielen Nöthen für heilsam gehalten."

1721 bildete sich die Liebesversammlung zur freytägigen Verehrung des heiligen Kreuzes, die sich 1728 zur Bruderschaft der 5 Wunden Christi wandelte. Bedeutende Mitglieder waren u.a. Kaiser Karl VI., seine Gattin Elisabeth und Kardinal Kollonitsch. 1748 wurde per Dekret die Neueinrichtung von Bruderschaften verboten. 1774 wurde das Vermögen der Bruderschaften vom Vermögen der Pfarren getrennt. Als Gründe für diese Verbote wurden Missbrauch der Gelder, Überhandnehmen der Andächtelei und Absonderungen vom Pfarrleben angegeben. Die Bruderschaft der 5 Wunden Christi erlosch schließlich 1783.

Erst durch die in diese Kirche durch die Minoriten gekommene Antoniusverehrung geriet auch das Ährenkreuz in Vergessenheit. 

 

zurück