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FRANZISKUS
Mann, der zum Gebet wurde
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Bruder, Schwester, der Herr schenke Dir Frieden!

             Mit diesem Gruß von Franz von Assisi wollen wir, die wir heute dem großen Heiligen folgen, Dich herzlich begrüßen.

            Wer einmal mit Franz in Kontakt gekommen ist, sei es auch nur für einen Augenblick, wird es als natürlich ansehen, wenn er sich etwas Zeit nimmt, um mit dem hl. Franz einen Augenblick zu verweilen und zu beten. Es ist dies der beste Weg, um in die Tiefen seiner Seele vorzudringen und um die Werte seiner Botschaft aufzunehmen.

            Der erste Biograph, Thomas von Celano, präsentiert den hl. Franz auf folgende Weise: «Er war nicht so sehr ein Mann, der betete, sondern vielmehr ein Mann, der selbst zum Gebet wurde».

            Es ist gerade das Gebet, das uns allen die Weite und Aktualität seiner Heiligkeit offenbart.

            Sein Leben der Buße wie eine ständige Wandlung, sein Leben der Liebe wie ein Leben der Vereinigung mit und in Gott, mit den Mitmenschen und dem ganzen Universum, ein Leben in Armut, als Ausdruck der Freiheit und der vollständigen Hingabe an Gott - all das sind Aspekte eines Lebens, das im Gebet seine Motivierung und Fundamente findet. Es ist im Gebet, wo Franz den Sinn seines eigenen Lebens und auch die Mission und seinen Platz in der Kirche entdeckt; es ist im Gebet, dass er, der im ständigen Kontakt mit Gott lebt, sich immerfort erneuert und es versteht, die Harmonie zwischen der menschlichen und spirituellen Dimension und dadurch auch die »wahre« Fröhlichkeit zu finden.

                In einer Zeit, wie der unsrigen, in der der Mensch, verwirrt und unruhig, auf der Suche nach Orientierungspunkten für eine erneuerte Verinnerlichung ist; in einer Zeit, in der das Beten nicht mehr als Bedürfnis und wichtiges Problem für das Leben gesehen wird, da es scheint, dass der Mensch es nicht mehr für nötig hält, mit Gott zu reden, kehrt Franz zurück, um an der Seite eines jeden von uns zu gehen, um uns die Straße der wahren Freiheit zu zeigen, und um uns auch die Quellen der Fröhlichkeit und der Freude entdecken zu helfen.

            Einem Menschen, der unfähig geworden ist, Gott zuzuhören und seine Sprache zu verstehen und daher nicht in der Lage ist, das eigene Leben als Gabe und Mission (Sendung) zu entdecken und zu empfangen, lehrt unser Heiliger wie das Gebet aus dem persönlichen Treffen mit Jesus Christus erwächst und sich im Bemühen um eine innere Wandlung gemäß den Evangelium und in der Liebe zu den Mitmenschen, unseren Brüdern, ausdrückt.

            Die Quelle, aus der Franz schöpft, ist das Wort Gottes, das er aufnimmt und persönlich lebt; Lehrerin und Mutter, die ihn mit der Hand führt, ist Maria; Anziehungspunkte und „Abschussrampe” sind das Kreuz und die Eucharistie; Ziel und Quelle der Freude ist das Leben in Gemeinschaft mit der hl. Dreifaltigkeit.

            Die Gebete, die wir für Dich ausgesucht haben, erlauben uns ein wenig, in die innere Welt des hl. Franz einzudringen (auch wenn uns sicherlich auch einige Grenzen gesetzt sind) und zu erkennen, wie dieser Dialog, den Franz so oft mit Gott führte, aussieht. Gleichzeitig zeigen sie uns, wie sie Franz in seinem Leben führten, angefangen von einer leidenschaftlichen Suche nach Gott bis hin zum authentischen und tiefgründigen Treffen mit unserem Vater im Himmel, wodurch Franz (und logischerweise auch ein jeder von uns) seine Berufung für das Leben finden und leichter leben kann.

            Der Grund, warum Franz uns diese Gebete hinterlassen hat, ist schnell zu erklären. Er will, dass auch wir in dieses Geheimnis eintreten und an seinem Leben teilhaben können. Mit diesen seinen Gebeten hat er uns ein kostbares Geschenk hinterlassen, da er sich uns dadurch selbst schenkt und gleichzeitig Weggefährte auf unserer Suche nach Gott wird.

            Dieses Büchlein, das uns einige der berühmten, aber einfachen Gebete des hl. Franz präsentiert und Ausdruck vieler Gefühle ist, wie z.B. der Dankbarkeit, des Segens, des Lobes, der Abhängigkeit von Gott oder des Wunsches nach einer innigen Gemeinschaft mit unserem Vater, wollen wir, die franziskanischen Minoriten (Konventualen) und alle anderen Gemeinschaften der großen franziskanischen Familie Dir als Geschenk des Heiligen von Assisi hinterlassen. Als Instrument, damit auch Du ein immer persönlicheres und brüderliches Treffen mit ihm haben kannst:

            Wir wünschen Dir , dass Du im Gebet mit dem hl. Franz, in Deinem Glauben wachsen kannst, aber auch in der Liebe , in der Fähigkeit, eine immer größere Gemeinschaft mit Gott und den Anderen zu haben. Vor allem aber hoffen wir, daß Du dadurch auch einige Zeit für Dich selbst findest, um mit mehr Zuversicht und Sicherheit die Entscheidungen Deines Lebens treffen  zu können.

            Der Herr schenke Dir seinen Frieden!

            Mit brüderlichen Grüßen,

                                                                       P. Antonio Di Marcantonio

Assisi, im Juli 1990                                                 (Direktor des  CNOV)

 

                        Zur deutschsprachigen Ausgabe:

            Es sind schon einige Jahre seit der Erstausgabe des italienischen Originaltextes vergangen. Als ich in Orden eintrat, war mir dieses Büchlein ein nützlicher Weggefährte und so entschloss ich mich jetzt, dieses Büchlein zu übersetzen, da ich mir sicher bin, dass es eine große Hilfe für die ersten Kontakte mit dem hl, Franz von Assisi ist, und da es außerdem sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene geeignet ist.

            Ich hoffe, dass Ihr alle, die Ihr dieses Büchlein lest, von diesem franziskanischen Geist „angesteckt” werden könnt, um mitzuhelfen, eine Welt des Friedens und der Verständigung unter den Menschen aller Länder und Rassen zu schaffen. Wer Geringerer als Franz von Assisi könnte uns ein geeigneter Gefährte und Wegweiser sein?

            Viel Glück auf Eurem Weg und in Eurem Leben,

                                                                       fr. Bernhard Lang

 

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