Deutsche Übersetzung der italienischen Originaltexte von fr. Bernhard Lang
Wo Liebe und Weisheit ist
Dieses Gebet ist Teil der Ermahnungen, die einen sogenannten Kodex
bilden, der den Brüdern helfen soll, um Gott mit offenen Herzen zu dienen.
Die Liebe drängt zum Dienst, zum Sichhingeben ohne Gegenleistungen zu
erwarten, zur wahren Nachfolge des Herren. Der Mensch, der Jesus nachfolgt, wünscht
nichts mehr sich selbst, denn alles hat sich in demütige und tätige Liebe
gewandelt.
Wo
Liebe ist und Weisheit, da ist nicht Furcht noch Unwissenheit.
Wo
Geduld ist und Demut, da ist kein Zorn noch Verwirrung.
Wo
Armut ist mit Fröhlichkeit, da ist nicht Habsucht noch Geiz.
Wo
Ruhe ist und Betrachtung, da ist nicht Aufregung und unsteter Geist.
Wo
die Furcht des Herrn ist, sein Haus zu bewachen, da kann kein Feind einen Ort
zum Eindringen finden.
Wo
Erbarmen ist und Vorsicht, da ist weder Übermaß noch Verhärtung
Fast
in jedem Schriftstück des hl. Franz finden wir etwas über das Geheimnis der
Eucharistie. Was er erlebt, ganz besonders in diesem Geheimnis, ist die reale
Gegenwart Jesu. Im folgenden Gebet ist Franzens Seele gleichsam von Bewunderung
ohne Ende besessen, aber auch vom unsagbaren Wunsch, Gottes Demut, die in Jesus
Christus für uns alle sichtbar geworden ist, nachzuahmen.
Es verlangt viel Glauben von uns, Jesus in den einfachen Zeichen, in
denen er sich verbirgt, zu entdecken.
Der
ganze Mensch erschauere,
die
ganze Welt erbebe,
und
der Himmel juble,
wenn
auf dem Altar
in
der Hand des Priesters
Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes, ist.
O
wunderbare Hoheit
und
staunenswerte Herablassung!
O
erhabene Demut!
O
demütige Erhabenheit,
daß
der Herr des Alls,
Gott
und Gottes Sohn,
sich
so erniedrigt,
daß
er sich zu unserem Heil
unter
der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt!
·
Lobpreis Gottes
Wahrscheinlich
haben wir hier vor uns das wohl schönste und ausdruckvollste Gebet, welches
Franz je geschrieben hat, vor uns. Er schrieb es, nachdem er im Jahre 1223 die
Wundmale erhalten hatte. Franz, der zum «alter
Christus» (anderen Christus) geworden ist, auch nach außen hin durch die
Wundmale, betrachtet und lobt Gott, seine Heiligkeit, seine Größe, seine
Transzendenz bis er schließlich seine Güte feiern kann und von ihr bezaubert
wird.
Du bist
der heilige Herr, der alleinige Gott,
der du Wunderwerke
vollbringst.
Du bist der Starke. Du bist
der Große. Du bist der Erhabenste.
Du bist der allmächtigste
König, du heiliger Vater, König des Himmels und der Erde.
Du bist der dreifaltige und
eine Herr, der Gott aller Götter.
Du bist das Gute, jegliches
Gute, das höchste Gut,
der Herr, der lebendige und
wahre Gott.
Du bist die Liebe, die
Minne.
Du bist die Weisheit. Du
bist die Demut.
Du bist die Geduld. Du bist
die Schönheit. Du bist die Milde.
Du bist die Sicherheit.
Du bist die Ruhe. Du bist die Freude.
Du bist unsere Hoffnung und
Fröhlichkeit.
Du bist die Gerechtigkeit.
Du bist das Maßhalten.
Du bist all unser Reichtum
zur Genüge.
Du bist die Schönheit. Du
bist die Milde.
Du bist der Beschützer,
unser Wächter und Verteidiger.
Du bist die Stärke: Du
bist die Erquickung.
Du bist unsere Hoffnung. Du
bist unser Glaube.
Du bist unsere Liebe. Du
bist unsere ganze Wonne.
Du bist unser ewiges Leben:
Großer und wunderbarer Herr,
allmächtiger Gott,
barmherziger Retter.
Franzens Fürbitte für uns
Dieses Gebet, das von Thomas von Celano, dem Biograph unseres Heiligen,
am Ende der Biographie geschrieben wurde, faßt die ganze spirituelle Erfahrung
des hl. Franz von Assisi zusammen. Franz hat eine große Fügsamkeit im Heiligen
Geist gelebt. Getrieben von diesem Geist, hat er die Läuterung des Herzens, die
Erleuchtung des Verstandes, das Feuer des Willens, Jesus überall hin zu folgen,
erworben. Franz hilft auch einem jedem von uns, mit Eifer und Enthusiasmus
Jesus, den er bestens kannte, liebte und diente, nachzufolgen.
Gedenke
all Deiner Söhne, Vater,
die
von unentwirrbaren Gefahren bedrängt sind;
Du
weißt genau, Heiligster,
dass
sie Deinen Spuren nur von ferne folgen.
Gib
ihnen Kraft zu widerstehen!
Reinige
sie, so dass
sie leuchten! Gib ihnen Freude als Vorgeschmack der Seligkeit!
Erlange,
dass
über sie ausgegossen werde
der
Geist der Gnade und des Gebetes,
damit
sie die wahre Demut haben,
die
Du gehabt,
damit
sie die Armut beobachten, die Du gehalten,
damit
sie die Liebe verdienen,
mit
der Du immer Christus, den Gekreuzigten,
geliebt
hast,
der
mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht
von
Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Christus
hat keine Mittel, er hat nur unsere Hilfe,
um
die Menschen zu sich zu führen.
Christus
hat keine Lippen, er hat nur unsere Lippen,
um
den Menschen etwas über sich zu erzählen.
Christus
hat keine Füße, er hat nur unsere Füße,
um
die Menschen auf seinen Wegen zu führen.
Wir
sind die einzige Bibel, die die Leute noch lesen.
Wir
sind die letzte Botschaft Gottes,
geschrieben
in Werken und Worten.
Christus
hat keine Hände,
er
hat nur Deine Hände für sein Werk heute.
Herr,
lehre uns
unsere
Hände, unsere Gedanken und unsere Sachen
nicht
nur für uns zu verwenden,
sondern
auch für Dich und für die anderen,
ganz
besonders für den,
der
keine Hände hat, der keine Kraft hat,
der
nichts hat.
Amen.