DIE DREIFALTIGKEITSKIRCHE DER MINORITEN IN WIEN

Wien 8, Alser Straße 17

 

 

Geschichtliches

 

Der Minoritenorden wurde vom heiligen Franz von Assisi im Jahre 1209 gegründet und ist als der älteste Zweig des seraphischen Ordens der Hüter der franziskanischen Heiligtümer in Assisi und Padua. Noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus wurden die Minoriten im Jahre 1224 von Markgraf Leopold VI. dem Glorreichen nach Wien berufen, wo sie 1247 Kloster und Kirche zum heiligen Kreuz gründeten. Es ist die Minoritenkirche in der Nähe der Wiener Hofburg auf dem Minoritenplatz. Sie ist als schönes, gotisches Bauwerk ein Wahrzeichen der Stadt. Von 1559 bis 1620 wurde die Minoritenkirche zum Teil auch von protestantischen Predigern benützt. 1748 erfolgte die Grundsteinlegung zu einem Neubau des Klosters in der Stadt, doch am 21.11.1783 ereilte das Kloster der Aufhebungserlaß Kaiser Josefs II. Die Kirche wurde gesperrt, das Kloster abgetragen und die Minoriten bezogen auf kaiserliche Anordnung 1784 das Kloster der Trinitarier in der Alser Straße. Dort übernahmen sie die Seelsorge im Allgemeinen Krankenhaus und später auch die durch Kaiser Josef II. 1783 errichtete Pfarre Alservorstadt. Die Minoriten sind der Zweitälteste Orden in Wien und wirken hier schon 760 Jahre ohne Unterbrechung.

 

Kirche und Kloster

 

Im Volksmund heißt die Kirche „Alser Kirche", früher nannte man sie auch „Zu den Weißspaniern". Damit waren im Gegensatz zu den benachbarten Schwarzspaniern die Trinitarier gemeint. Diese waren ein Orden zur Erlösung gefangener Christen, der aus Spanien über Lemberg nach Wien berufen wurde Kaiser Leopold l gab 1688 den Trinitariern die Erlaubnis, „sich außerhalb der Stadt einen bequemen Platz zu einer Kirche und einem Kloster auszusuchen" Nachdem die Ordensbruder den Grund erworben hatten, entstand zunächst eine bescheidene Kapelle mit dem Altarbild der Allerheiligsten Dreifaltigkeit Diese ursprüngliche Kapelle wird heute noch als Sakristei benutzt Auch das erste Altarbild wird von den Minoriten verwahrt Es hängt jetzt in der „Neunkirchner"-Bibliothek. 1689 wurde die Kapelle geweiht und die ersten hl. Meßopfer von den Bischofen Graf von Trautsohn und Graf von Kollonitsch gefeiert Da die Kapelle wegen der zahlreich besuchten Gottesdienste bald zuwenig Raum bot, wurde sie zu einer kleinen Kirche erweitert. Diese Kirche hatte schon drei Altare und einen hölzernen Turm mit zwei Glocken. Mittlerweile waren die Ordensbruder auch mit dem Plan zum Bau eines Klosters beschäftigt. Den Grundstein dazu legte Bischof Graf Trautsohn im Jahre 1690. Dieser flache Stein hat auf der oberen Seite eine kreuzförmige Vertiefung, in deren Höhlung ein Kreuz aus Erz eingegossen ist. Der Grundstein zum Kloster liegt in der Nähe der Kardinalsstiege, also der großen Stiege im Kreuzgang neben dem Beichtzimmer. 1691 hielten die Trinitarier feierlichen Einzug in das neue Kloster, das 1694 zum größten Teil fertiggestellt war. Nun gingen die Trinitarier daran, die jetzige Alserkirche zu bauen. 1695 legte Kaiser Leopold l. mit großem Gepränge den Grundstein. Im Jahre 1702 wurde das Gotteshaus samt den Türmen und der schönen Fassade vollendet. 95 Jahre hatten die Trinitarier (von 1688 bis 1783) zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Wien gedient. Am 21. November 1783 verfügte Kaiser Josef II. die Aufhebung des Ordens. Anstelle der Trinitarier wurden am 1. Mai 1784 die Minoriten aus ihrem Kloster in der inneren Stadt hierher berufen. Sie übertrugen ihre Kirchengeräte und Paramente, drei Altäre und das Gna­denbild des heiligen Antonius aus der alten Minoritenkirche. Ebenso verlegten sie das reiche Archiv und die Bibliothek ihres Klosters in die nunmehrige Pfarre Alservorstadt. Diese entstand am 20. April 1783 nach der von Kaiser Josef II. getroffenen neuen Pfarreinteilung. Sie umfaßte bei ihrer Entstehung 130 Häuser. Heute zählt sie rund 500 Häuser und erstreckt sich von der Florianigasse in der Josefstadt bis zur Währinger Straße am Alsergrund. Infolge der vielen Krankenhäuser sowie des ehemaligen Armen- und Findelhauses besitzt die Pfarre derzeit das größte Matrikenarchiv Europas. Bis zum Zweiten Weltkrieg übten die Matrikenämter die Funktion der Standesämter (Stichtag: 1.1. 1939) aus. Jede Personenstandsänderung wurde im jeweils zuständigen Pfarramt registriert. In der Pfarre Alservorstadt gibt es vor allem Geburts- und Sterbeeintragungen. Für kirchliche Zwecke werden auch jetzt noch diese Bücher in der zuständigen Taufpfarre geführt.

 

Sehenswürdigkeiten und Kunstdenkmäler der Kirche

 

Das Gotteshaus ist ein klassischer Bau des Frühbarocks. Die schöne Fassade ist zweitürmig mit hohen Kuppeldächern. Das Innere ist kreuzförmig und von einer Kuppel überwölbt, an beiden Seiten sind Längskapellen. Die Barockfassade gilt als das älteste Beispiel einer Konkavform in Wien. Das Hauptportal liegt also in der Fluchtlinie hinter den Türmen. Die Fassade wird von einer Dreifaltigkeitsgruppe beherrscht, die über dem Hauptportal auch nach außen zeigt, wem diese Kirche geweiht ist. Zur Zeit der Trinitarier befand sich an dieser Stelle eine steinerne Nachbildung des Ährenkreuzes. Das Hochaltarbild, ein Werk von Joseph Ritter von Hempel aus dem Jahre 1826, zeigt die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Das Bild über dem Tabernakel stammt von Hans Veit aus dem Jahr 1949 und ist eine Kopie der bekannten Muttergottes von Cignani (1628 bis 1719).

 

Bemerkenswert sind vor allem die Altäre in den Seitenschiffen. Links der künstlerisch wertvolle Marienaltar mit dem Bild der „Unbefleckten Empfängnis" von dem Biedermeiermaler Leopold Kuppelwieser (1796-1862) und einem Bild des heiligen Maximilian Kolbe aus dem Jahre 1982.

 

Das Gegenstück bildet der Franziskusaltar mit dem Bild „Stigmatisation des heiligen Franz von Assisi" 1746 gemalt von dem Minoritenpater Innozenz Moscherosch. Auf beiden Altären befinden sich stilvoll holzgeschnitzte und vergoldete Reliquienschreine in Pyramidenform, die Gebeinpartikeln von römischen Märtyrern enthalten. In den Seitenschiffen stehen auch Statuen der Heiligen Johannes Nepomuk, Sebastian, Florian und Antonius von Padua.

 

In der ersten Nische auf der rechten Seite ist der Kreuzaltar, der auch „Reliquienaltar" genannt wird. In der sarkophagähnlichen Mensa aus schwarzem Marmor ruhen die Gebeine eines römischen Katakombenmärtyrers namens Viktor. Diese Reliquien stammen aus dem Zömeterium der hl. Priszilla. Die Krönung des Altares bildet das mächtige Kruzifix, das sich seit dem 30. November 1708 in dieser Kirche befindet und aus dem Kreis des berühmten Bildhauers Veit Stoß (1445-1533) stammt. Es wurde von der Herzogin Elisabeth Dorothea von Schleswig-Holstein hierher geschenkt, nachdem es ihr Gemahl, Graf Rabutin, General und Befehlshaber in Siebenbürgen, in der Gerätekammer einer lutherischen, früher katholischen Kirche entdeckt hatte. Dieses Kreuz wurde im Volksmund als „Ährenkreuz" bekannt und hochverehrt, da sich neben der Plastik ein nach Art einer Kornähre geflochtener Palmzweig befand, der auch zur Legendenbildung Anlass gab. Gebetserhörungen und Gnadenbeweise verstärkten den Wallfahrtszuzug und Kopien dieses verehrten Kreuzes wurden in vielen Kirchen aufgestellt. Erst in der josephinischen Ära geriet das Ährenkreuz immer mehr in Vergessenheit und der heilige Antonius von Padua nahm nach der Übersiedlung von der Inneren Stadt in die Alserkirche den ersten Platz in der Verehrung ein. Eine ausführliche Beschreibung dieses Ährenkreuzes liegt in der Provinzbibliothek auf.

 

Die übrigen Seitenaltäre sind auf der rechten Seite der Herz-Jesu-Altar mit einem Haupt-Christi-Bild und der Johannes-Nepomuk-Altar mit einem Bild der heiligen Anna. In den Längskapellen der linken Seite stehen der Altar der schmerzhaften Muttergottes, der Josefsaltar und der Altar mit dem Bild der Anbetung der Heiligen Drei Könige.

In einer verglasten Nische beim Nepomukaltar steht ein bei den Trinitariern viel verehrtes Marienbild, die Büste der „weinenden Muttergottes", ein Werk spanischer Herkunft von Pedro de Mena (1628-1688). Es stammt aus den Jahren 1662/63 und fällt sowohl stilistisch als auch im Material aus dem gewohnten Rahmen der in Österreich vorhandenen Barockplastiken. Die Büste ist aus Mahagoni- und Kiefernholz geschnitzt und äußerst naturalistisch gefasst. Die Existenz dieser Plastik, die von den Trinitariern aus Spanien nach Wien mitgebracht wurde, ist nicht nur als Zeugnis der mannigfachen Verbindung zwischen Spanien und Österreich bedeutend, sondern auch deshalb, weil Plastiken dieses Künstlers außerhalb Spaniens äußerst selten sind. Die „weinende Muttergottes" wird vom gläubigen Volk sehr verehrt. Die Alserkirche ist auch durch ihre Beziehung zu zwei der größten Wiener Komponisten berühmt: Hier wurde am 29. März 1827 der Leichnam Ludwig van Beethovens eingesegnet. Sein Tod ist in der hiesigen Sterbematrik unter dem Datum 26. März 1827 mit den Worten vermerkt:

 

„Ludwig van Beethoven, lediger Tonsetzer, zu Bonn im Reich geb., 57 Jahre alt, gest. an Wassersucht, begraben am 29. März auf dem Gottesacker des Dorfes Währing."

 

Am 2. September 1828 schrieb Franz Schubert wenige Wochen vor seinem Tod zur Glockenweihe dieser Kirche den Hymnus „Glaube, Hoffnung und Liebe". Daran erinnern die beiden Bronzereliefs von Tautenhayn, die der Wiener Schubertbund zu Ehren der beiden Tonkünstler an der Kirchenfront 1927/28 anbringen ließ. Eine weitere Kostbarkeit besitzt die Alserkirche in der Schlösselgasse. Neben dem linken Turm ist eine kleine Kapelle angebaut. Dort steht noch die zweite von sieben einstmals aufgestellten Kreuzwegstationen. Errichtet 1639 vom Domkapitel zu St. Stephan von P. Corotus Mussaid SJ unter Kaiser Ferdinand II., waren sie eine Station von dem von der Stephanskirche zum Kalvarienberg führenden Kreuzweg. Pfarrer P. Norbert Kalcher ließ die aus vier Figuren bestehende Gruppe in den Jahren 1983/84 renovieren. Als letztes erhaltenes Dokument des damaligen Kreuzweges ist diese Station ein historisches und christliches Wahrzeichen von Wien.

 

Antoniuskapelle und Antoniusverehrung

 

Durch den mit einfachen Glasmalereien aus dem Leben des heiligen Antonius geschmückten Kreuzgang - rechts vom Kirchenportal - gelangt man in die Antoniuskapelle mit dem vom Volk hochverehrten Gnadenbild des Heiligen. Das Wiener Gnadenbild des großen Wundertäters von Padua stammt aus der Zeit Kaiser Ferdinands II. Ein Heerführer dieses Kaisers, Graf Rambaldus von Collalto, ein geborener Mantuaner, der in österreichischen Diensten stand, hat es 1630 gestiftet und aus seiner italienischen Heimat nach Wien gebracht. Als die Minoriten 1784 durch Josef II. veranlasst wurden, in die aufgehobene Trinitarierkirche zu übersiedeln, nahmen sie das Gnadenbild mit. Es zeigt im Gegensatz zu gewohnten Darstellungen den Heiligen nicht mit dem Jesuskind auf dem Arm, sondern mit Lilie und Buch. Die kultische Linie des Bildes führt unmittelbar zur paduanischen Darstellung. Ernster Gesichtsausdruck, Ruhe und Sicherheit kennzeichnen das Gemälde, das der Barockzeit entstammt, aber schon die markanten Züge der klassischen Kunstauffassung zeigt. Der Heilige ist mit einer Goldglorie gekrönt, welche die Aufschrift trägt: „Sancte Antoni de Padua, ora pro nobis, Anno 1656". Nach der Übersiedlung der Minoriten aus ihrem Stadtkloster wurde der mitgebrachte reiche silberne Altar mit dem Gnadenbild des hl. Antonius in einer Kapelle aufgestellt. Diese erste Antoniuskapelle in der Alserkirche entstand im Gewölbe einer zugemauerten Klosterpforte. An dieser Stelle befindet sich jetzt die Gedenkstätte für den heiligen Maximilian Kolbe. Das Silber des Antonius-Altares musste neben anderen Gold- und Silbergeräten der Kirche im Verlauf der napoleonischen Kriege an das Münzamt abgeliefert werden und der Altar erhielt die Gestalt, wie er sie jetzt zeigt. Eine Erneuerung des Heiligtums erfolgte 1825 durch Joachim Landi, einem Ehrenhofkaplan, der zu diesem Zweck von Wohltätern Spenden gesammelt hatte.

 

Da die Verehrer des heiligen Antonius immer zahlreicher zum Gnadenbild des Heiligen pilgerten und die kleine Kapelle die Besucher nicht mehr fassen konnte, entschloß man sich im Jahr 1928 eine größere Kapelle zu bauen. Am 24. Juli wurde mit den Arbeiten begonnen. Der Plan zum Bau stammt von Hans Prutscher. Die neue Antoniuskapelle wurde am 11. November 1928 von Kardinal Friedrich Gustav PiffI, dem Erzbischof von Wien, unter großer Anteilnahme des Klerus und des gläubigen Volkes unter dem Pfarrer P. Hyazinth Grimm geweiht. Im Jahre 1956 ist die Kapelle unter Pfarrer P. Wolfgang Klein nach Plänen des Architekten Dr. Hans Petermair innen umgebaut und neugestaltet worden, um in Architektur und Linienführung ein harmonisches und einheitliches Bild zu erzielen. Die architektonischen Teile der Kapelle wurden in rotem Kunststein, die Altarnische in Stukkolustro gestaltet, die Decke mit einem Relief „Antonius und die hilfesuchenden Menschen" versehen, der Altar neu vergoldet. Die Glasmalereien der vier Fen­ster der Kapelle stellen die vier Kardinalstugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäßigkeit dar. 1980 wurde unter dem Pfarrer P. Norbert Kalcher der Altarraum der Antoniuskapelle umgestaltet und die ganze Antoniuskapelle renoviert.

 

Vor 300 Jahren wurde an der alten Minoritenkirche die erste Bruderschaft des heiligen Antonius in Wien errichtet und mit besonderen Ablässen versehen. Zahlreiche Mitglieder des Kaiserhauses gehörten ihr an. Alljährlich am 13. Juni besuchte der Hof die Kirche, um dem heiligen Antonius zu huldigen. Dieser bereits bestehende Antoniuskult war die Voraussetzung für die besondere Verehrung, die in der Hochblüte des österreichischen Barocks begründet wurde und die bis heute im gläubigen Volk andauert. An den Wänden der Antoniuskapelle und des Kreuzganges sind ungefähr 4300 Votivtafeln angebracht, gestiftet von dankbaren Menschen, denen der Heilige Erhörung ihrer Bitten vermittelte. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend kommen Bittsuchende zum Gnadenbild des heiligen Antonius.

 

Pater Maximilian Kolbe-Gedenkstätte

 

Vor dem Eingang in die Antoniuskapelle befindet sich ein von Prof. Ernst Degasperi gestaltetes Sgraffito in Schwarz, Weiß und Rot. Es ist die Gedenkstätte für den am 10. Oktober 1982 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochenen Minoritenpater Maximilian Kolbe aus Polen.

 

P. Maximilian Kolbe hat sich am 14. August 1941 im KZ Auschwitz für einen Familienvater geopfert und ist in den Tod gegangen. Dieses eindrucksvolle und symbolträchtige Kunstwerk wurde unter dem Pfarrer P. Albert Herzog 1972 angefertigt und zeigt das Martyrium unserer Zeit im Gleichnis zur Passion Christi. Fünf Schwellennägel aus der Gleisanlage, eine Urne mit Menschenasche sowie eine Dornenkrone aus dem Stacheldraht des KZ Auschwitz unterstreichen die Mahnung zur Liebe gegen die Schrecken unserer Welt. Neben der Verehrung des heiligen Antonius kommen auch immer mehr Zuflucht suchende Menschen zum Denkmal des heiligen Maximilian Kolbe.

 

Krypta

 

In der Kirche links vom Haupteingang führen einige Stufen hinab in die Krypta, die seinerzeit als Grabstätte für die Trinitarier und Wohltäter der Kirche diente. In der Krypta befinden sich auch die Grabmäler mehrerer hochgestellter Persönlichkeiten aus früherer Zeit, wie das Grabmal des Grafen Carossa (gestorben 1693), der Fürstin Maria Leopoldine von Hohenzollern, des Grafen Rabutin de Boussy und anderer Adeliger. Bis 3. April 1782  wurden 241 Tote unter der Kirche bestattet. Unter dem Hochaltar steht in der Krypta der Allerseelenaltar mit einer Dreifaltigkeitsgruppe aus Stein. Neben der kirchlichen Funktion hatte die Krypta der Pfarre Alservorstadt auch eine wichtige Funktion als Zufluchtsstätte. Zeugnis davon geben eine Reihe von Wandzeichnungen und Inschriften aus Kriegen dieses und des vorigen Jahrhun­derts. Eine der jüngsten, mit Bleistift geschriebenen Inschriften lautet:

 

Als die Flieger brausten oben lernten wir dies Gewölbe loben! Bei Flakgebrüll und Bombennot bargen wir uns hier vorm Tod! 1.II.45              1943-45

 

An diese Schutzfunktion erinnert auch die an Ort und Stelle gebliebene Luftschutzordnung. Außerdem gingen von diesem Raum eine Reihe von Gängen aus. Einer davon, der auch im 2. Weltkrieg benutzt wurde, führte ins Allgemeine Krankenhaus. Dadurch war auch in Kriegszeiten die Seelsorge möglich. 1973 wurde die Krypta unter dem Pfarrer P. Hilarius Breitinger renoviert und als Begräbnisstätte der Minoriten gewidmet.

 

Provinzbibliothek

 

Das Kloster der Minoriten beherbergt eine sehr reiche Bibliothek. Der ursprüngliche Teil, die sogenannte „Wiener Bibliothek" wurde anlässlich der Übersiedlung der Minoriten aus der Inneren Stadt hierher mitgebracht. Die Minoriten standen von jeher vorwiegend im Dienste der Wissenschaft und in enger Beziehung zur Universität. Schon vor der Universitätsgründung 1365 waren Minoriten als Lektoren der Theologie tätig. Mehr als 50 Minoriten wirkten als Professoren an der Wiener Universität. Im Jahre 1621 wurde von den Minoriten eine eigene Ordenshochschule gegründet, aus der sehr verdiente Ordensbrüder hervorgingen. Doch der Klostersturm, Kaiser Josef II. und die Übersiedlung der Minoriten in die Alservorstadt setzten dieser Entwicklung ein Ende. Zugunsten der seelsorgerischen Tätigkeit in der Pfarre und den Krankenhäusern musste die wissenschaftliche Arbeit des Ordens in den Hintergrund treten.

 

1969 wurde diese Bibliothek zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zusätzlich zur „Wiener Bibliothek" war auch schon die Bibliothek des Konvents von Neunkirchen hierher gebracht worden. Darauf folgten noch weitere Ausstellungen im Bibliotheksbereich. Zum großen Ordensjubiläum „750 Jahre Minoriten in Österreich" im Jahr 1974 war auch schon die „Asparner Bibliothek" in der Alservorstadt. 1977 war schließlich auch die Bibliothek von Graz-Mariahilf hierher gebracht worden. Dem Bibliothekar P. Landulf Honickel und dem Provinzial und Pfarrer P. Clemens Breineder ist somit die Schaffung einer Zentralbibliothek der österreichischen Minoritenprovinz gelungen. Die Bestände umfassen Urkunden und Handschriften der vier Konvente, sowie musikalische Kirchenwerke des 17. und 18. Jahrhunderts.

 

 

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