Deutsche Übersetzung der italienischen Originaltexte von fr. Bernhard Lang
Der Gruß an die Tugenden
Franz
bittet gereinigt, erleuchtet und vom Feuer des Heiligen Geistes entfacht zu
werden, um fähig zu sein, den Tugenden zu dienen und sie in seinem Leben zu
verkörpern. Zum noblen Gefolge der Tugenden gehören die Einfachheit, die
Demut, der Gehorsam und über allen thront als Königin die Weisheit.
Sei
gegrüßet, Königin Weisheit,
der
Herr erhalte Dich mit Deiner Schwester,
der
heiligen reinen Einfalt.
Herrin, heilige Armut,
der
Herr erhalte Dich mit Deiner Schwester,
der
heiligen Demut.
Herrin, heilige Liebe,
der
Herr erhalte Dich mit Deiner Schwester,
dem
heiligen Gehorsam.
Ihr hochheiligen Tugenden,
Euch
alle erhalte der Herr,
von
dem ihr ausgeht und herkommt.
Keinen einzigen Menschen gibt es auf der ganzen Welt,
der
eine von Euch haben könnte,
wenn
er nicht vorher stirbt.
Wer eine hat und die anderen nicht verletzt,
der
hat alle.
Und wer eine verletzt, der hat keine und verletzt alle.
Und jede einzelne macht Laster und Sünden zuschande.
Die heilige Weisheit macht den Satan
und
alle seine Bosheiten zuschande.
Die reine Einfalt macht alle Weisheit dieser Welt
und
die Weisheit des Leibes zuschande.
Die heilige Armut macht die Begehrlichkeit
und den Geiz
und
die Sorgen dieser Weltzeit zuschande.
Die heilige Demut macht den Stolz und alle Menschen.
die
in dieser Welt sind,
und
ebenso alles,
was
in der Welt ist, zuschande.
Die heilige Liebe macht alle teuflischen und fleischlichen Versuchungen
und alle fleischlichen Ängsten zuschande.
Der heilige Gehorsam macht
alle
leiblichen und fleischlichen Verlangen zuschande
und
hält seinen Leib abgetötet, damit er dem Geiste gehorche
und
seinem Bruder gehorche;
und
er [der Mensch] ist untergeben
und
untertan allen Menschen, die in der Welt sind,
und
nicht nur allein den Menschen, sondern auch allen wilden und ungezähmten
Tieren, damit sie mit ihm tun können, was nur immer sie wollen. soweit es ihnen
von oben herab, vom Herrn, gegeben ist.
Allmächtiger und höchster Gott
Dieses Gebet beschließt die »erste Regel«. Es ist eine Hymne des
Dankes an Gott, den Vater, der in der Vergangenheit uns das Heil ermöglicht
hat, der in der Gegenwart nicht aufhört, sein Werk der Befreiung fortzusetzen
und der den Menschen in seinem Reich erwartet. Eine Hymne des Dankes und des
Lobes, die ihren Ursprung in der Seele des hl. Franz hat, eine Seel, die in Gott
verliebt ist auf Grund dessen, was der himmlische Vater getan hat und noch immer
für alle tut.
Das Lob, das Franz zum Ausdruck bringt und Gott widmet, ist nicht etwas
Abstraktes, Unfruchtbares oder Leeres, sondern es entspringt der Erkenntnis und
der Erfahrung all dessen, was Gott in ihm, Franz von Assisi, und in der
Geschichte der ganzen Menschheit wirkt.
Allmächtiger,
heiligster, erhabenster, höchster Gott,
heiliger
und gerechter Vater,.
Herr,
König des Himmels und der Erde,
wir
sagen Dir Dank um Deiner selbst willen,
weil
Du durch Deinen heiligen Willen
und
durch Deinen Sohn mit dem Heiligsten Geiste
alles
Geistige und Körperliche geschaffen hast
und
uns,
geformt
nach Deinem Bild und Deiner Ähnlichkeit,
ins
Paradies gestellt hast.
Und
durch unsere eigene Schuld sind wir gefallen.
Und
wir sagnen Dir Dank,
weil
Du,
gleich
wie Du uns durch Deinen Sohn erschaffen hast,
so
durch Deine heilige Liebe, mit der Du uns geliebt hast,
ihn
selbst als wahren Gott und wahren Menschen
aus
der glorreichen Jungfrau,
der
heiligen Maria,
hast
geboren werden lassen,
und
weil Du durch sein Kreuz und sein Blut und seinen Tod uns,
die
gefangen waren,
hast
erlösen wollen.
Und
wir sagen Dir Dank,
weil
er, Dein Sohn,
kommen
wird in der Herrlichkeit seiner Majestät,
um
die Verdammten,
die
nicht Buße getan und Dich nicht erkannt haben,
ins
ewige Feuer zu stürzen,
und
um allen,
die
Dich erkannt und angebetet und Dir in Buße gedient haben,
zu
sagen:
„Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters,
nehmt
das Reich in Besitz, das Euch bereitet ist vom Anfang der Welt.“
Und
da wir Elenden und Sünder allesamt nicht würdig sind,
Dich
zu nennnen,
so
bitten wir flehentlich,
unser
Herr Jesus Christus, Dein geliebter Sohn,
an
dem Du Dein Wohlgefallen hast,
möge
mit dem Heiligen Geiste, dem Tröster,
Dir
für alles Dank sagen, wie es Dir und ihm gefällt;
er
ist es ja,
der
Dir stets für alles zur Genüge ist,
durch
den Du uns so viel gegeben hast.
Alleluja.