Die Trinitarier gehen und die Minoriten kommen.

 

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Geweiht ist die Kirche der "Allerheiligsten Dreifaltigkeit". Im Volksmund aber heißt die Kirche „Alser Kirche". 

 

Ausschnitt vom ersten Altarbild.

Früher nannte man sie auch „Zu den Weißspaniern", bezogen auf den weißen Habit der Trinitarier, die aus  Katalonien hierher geholt wurden, im Gegensatz zu den Nachbarn, den "Schwarzspaniern", einem Benediktinerorden, der ebenfalls von Spanien, nämlich Montserrat, nach Wien berufen wurde.

"Trinitarierkreuz" über dem Klostereingang.

95 Jahre hatten die Trinitarier (von 1688 bis 1783) zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Wien gedient. Am 21. November 1783 verfügte Kaiser Josef II. die Aufhebung des Ordens, da es sicher 100 Jahre nach der Türkenbelagerung keinen Türken mehr zum Austausch gab.

Joseph II.

13. 3. 1741 Wien - 20. 2. 1790  ebenda,

 1765-80 Mitregent seiner Mutter Maria Theresia, zu der er oft in Gegensatz stand.

Joseph II.

Ab 1780 Alleinherrscher, vollendete er ein großes Reformprogramm, das im Zeichen des aufgeklärten Absolutismus stand und  unter anderem folgende Veränderungen enthielt: Aufhebung der Leibeigenschaft, so weit sie noch bestand, Steuerregulierung und Ausdehnung der Besteuerung auf Adel und Geistlichkeit,  Toleranzpatent für Protestanten, Griechisch-Orthodoxe und Juden, Eingriffe in  katholische Einrichtungen (Aufhebung von 400 Klöstern, deren Güter im  Religionsfonds zusammengefasst wurden), Gründung vieler Pfarren, Vergrößerung des Erzbistums Wien, Verstaatlichung der Priesterausbildung, Verbot länger dauernder Wallfahrten, Gottesdienst- und Begräbnisreform (Verlegung der Friedhöfe aus den Wohngebieten) sowie soziale Maßnahmen (Findelversorgung, Taubstummenunterricht, Armeninstitute,  Allgemeine Krankenhäuser in Wien und Graz). 

Joseph II. lehnte die Stände ab und wollte die Monarchie zu einem absolut regierten Einheitsstaat mit Einbeziehung Ungarns bei  deutscher Amtssprache formen. Dazu baute er einen Beamtenstab auf, der Privilegien (Unkündbarkeit, Pensionen) erhielt. Auch Mailand und die  Österreichischen Niederlande sollten angeglichen werden.  Joseph II. förderte aber auch die regionalen Sprachen und Kulturen. Da die Reformen zu rasch und unvorbereitet erfolgten, scheiterte er damit in Ungarn und Belgien. 

 

Nicht alle Ordensleute waren mit dem Bau von Kirche und Kloster beschäftigt. Einige befassten sich bereits mit der Sonderaufgabe des Ordens, Lösegeld für christliche Gefangene zu sammeln.  Im obersten Stockwerk des Klosters wurden 6 Zellen errichtet, in denen Türken zum Austausch gegen Christen aufgenommen wurden.  Angeblich sollen die Trinitarier 900.000 Christen aus der Gefangenschaft befreit haben.

Die Wände zwischen den Zellen wurden mittlerweile entfernt.

Der Raum wird als Bibliothek und Leseraum genutzt.

Am versiegelten Fußboden ist noch die frühere Raumteilung erkennbar.

Heute haben die Trinitarier in der Kaiser-Jubiläums-Kirche auf dem Mexikoplatz im 2. Wiener  Gemeindebezirk ihre neue Heimstätte.

Vor allem in Mödling/Vorderbrühl widmen sich die Ordensbrüder wieder den Randgruppen und Minderheiten. AIDS-Seelsorge ist genauso eine Aufgabe wie die Begleitung Süchtiger jeder Art.

Die Prunkmonstranz der Minoriten.

Anstelle der Trinitarier wurden am 1. Mai 1784 die Minoriten aus ihrem Kloster in der Inneren Stadt hierher berufen. Sie übertrugen ihre Kirchengeräte und Paramente, drei Altäre und das Gnadenbild des heiligen Antonius aus der alten Minoritenkirche. Ebenso verlegten sie das reiche Archiv und die Bibliothek ihres Klosters in die Alservorstadt.

Die Straßenfassade des Klosters.

Entsprechend einem Kaiserlicher Wunsch sollten im Kloster stets Priester zugeteilt sein, die in der Lage sind, die Beichte in  Böhmisch, Ungarisch, Französisch oder Italienisch zu hören. Eine Sprachenvielfalt, die wir 2003 noch übertreffen.
Am 29. Oktober 1783 ordnete der Kaiser an, dass im Allgemeinen Krankenhaus zwei Priester und ein Laienbruder zu wohnen hätten, um die Tauf- und Sterbematriken zu führen und sich um die Krankenseelsorge zu kümmern. Diese Aufgabe wurde offensichtlich eher den Minoriten zugetraut.

Die Kapelle des allgemeinen Krankenhauses.

Nachdem die Minoriten Kloster und Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit ihren Statuten gemäß eingerichtet hatten, übernahmen sie in allerhöchstem Auftrag die Seelsorge im neuen Allgemeinen Krankenhaus.

Der Eingang zum Allgeeinen Krankenhaus, gegründet von Kaiser Joseph II..

 

Darüber hinaus wurden die Minoriten mit der Führung der am 20. April 1783 entstandenen Pfarre Alser-Vorstadt betraut. Das Pfarrgebiet umfasste damals etwa 130 Häuser.

Bis 1806 wurde die Pfarre noch von weltlichen Priestern geleitet.

 

Das Landesgericht als Nachbar der Alserkirche.

Später kam auch noch die Seelsorge im Gefangenenhaus des Landesgerichtes dazu. Abhängig von den politischen Gegebenheiten mussten oder durften die Patres der Minoriten Häftlinge betreuen.  Oder sie spendeten zum Tode Verurteilten vor der Hinrichtung die Sakramente. Zumindest aber in den Sterbematriken der Pfarre wurden diese Hinrichtungen dokumentiert.  

 

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